Weinwanderung von Weinstadt nach Fellbach

Weinwanderung des WineSTR CLUB mit den Partner-Weingütern Jochen Beurer Stetten und Markus Heid Fellbach

von Kai Wunner

Eine lustige und weinselige Runde von ca. 14 Kilometer von der S-Bahn-Haltestelle Beinstein/Stetten über Stetten nach Fellbach versprach die 3. Weinwanderung des WineSTR CLUB. Die Teilnehmer wurden von der hochwertigen Weinauswahl der Winzer positiv überrascht. Jochen Beurer zeigte auf, dass Riesling nicht nur biologisch, sondern auch ganz anders ausgebaut werden kann als man es üblicherweise erwartet. Sommelière Carolin Hermanns vertrat den urlaubsbedingt abwesenden Markus Heid denkwürdig und bot ein breites Spektrum an Weinen des Weinguts, ergänzt um leckere Snacks.

Gespannt wird den Ausführungen von Jochen Beurer gelauscht – © Kai Wunner

1. Etappe: Weinprobe an der Yburg mit Jochen Beurer

Bei bestem Wetter traf man sich an der S-Bahn-Haltestelle in Beinstein/Stetten um die Weinwanderung im Remstal anzugehen. Durch die Weinberge ging es vorbei an Strümpfelbach zur ersten Station in Stetten, dem schon aus der Ferne gut sichtbaren Turm der Yburg. Am Fuße der Burg hatte Jochen Beurer alles für den Besuch bestens vorbereitet. Wie es beim Riesling-Spezialisten nicht anders zu erwarten war, hieß es, in die Welt dieser spannenden Rebsorte tiefer einzutauchen. Dankbar lauschten die Teilnehmer den Ausführungen zu den Weinen und den Besonderheiten beim Anbau. Ausgiebig wurde auf die Unterschiede der Lagen eingegangen und die Auswirkungen des Terroirs auf den Wein bewusst gemacht. Ökologie hat für Jochen Beurer oberste Priorität. Verzicht auf Reinzuchthefe, statt dessen auf Spontangärung setzen, um so durch die natürliche Hefeflora des Standortes einen möglichst charakteristischen, den Böden und dem Umfeld entsprechenden Geschmack zu erzielen. Besser als an mit dem Probieren der verschiedenen Rieslinge mit Blick auf die jeweiligen Lagen, kann man Wein nicht erfahren. Alle Fragen wurden beantwortet, und die gesellige Runde hat doch tatsächlich ein wenig die Zeit vergessen. Erst mit Verspätung konnte die zweite, etwas längere Etappe nach Fellbach angegangen werden, wo Carolin Hermanns vom Weingut Markus Heid schon auf die Mitglieder und Gäste des WineSTR Clubs wartete.

Was für ein traumhafter Tag. Es war meine erste Weinwanderung und ich muss sagen – einfach super. Sowohl auf der Y-Burg in Stetten beim Weingut von Jochen Breuer sowie anschließend in Fellbach beim Weingut Markus Heid – sehr gute Weine aus der Region verbunden mit leckeren kleinen Köstlichkeiten gab es zu Genießen. Und ich habe festgestellt – wir haben schon ein schönes Ländle direkt von der Haustüre. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Kai und Serap für die tolle und liebevolle Organisation. Ich freu mich schon auf die nächste Weinwanderung mit dem WineSTR CLUB.“  

Gerd N. aus Stuttgart

Bildergalerie Weinprobe an der Yburg mit Jochen Beurer – © Kai Wunner

2. Etappe: Am Fuße des Kernen nach Fellbach zum Weingut Markus Heid

Mit Verspätung ging es dann zwischen Rommelshausen und dem Fuße des Kernen vorbei an Weinreben und Schrebergärten gen Fellbach. Mit ca. 6 km war das durchaus herausfordernd und alle Wanderer waren froh, dass im Hof des Weinguts zu erst einmal ein Snack wartete. Begleitet von einem Rose-Sekt aus Trollinger gab es eine bunte Mischung aus Wurst, Käse und Antipasti. Das Highlight war aber in jedem Fall, die von Carolin selbstgebackenen Pizza-Muffins. Gestärkt ging es dann an das Probieren der Weine von Markus Heid, ebenfalls ein Verfechter des biologischen Weinanbaus. Bei ihm ist der Riesling mit fast ein Viertel des Anteils die Hauptrebsorte. Es folgt der Trollinger mit 18 % und dann folgen die Rebsorten Sauvignon blanc, Weißburgunder, Grauburgunder, Müller-Thurgau, Lemberger, Blaufränkisch, Syrah, Pinot Meunier, Spätburgunder, Regent, Merlot, Portugieser und Dornfelder. Die Weinprobe führte die Teilnehmer durch unterschiedliche Rebsorten, die Sommelière Carolin Hermanns anschaulich erklärte. Sehr interessant war der Hinweis auf die sonnenverwöhnte Lage „Fellbacher Lämmler“, die am Südhang des Kernen gelegen, besondere Sorgfalt bei der Weinbearbeitung erfordert.

Carolin Hermanns verteilt den Wein an die Teilnehmer im schönen Hof des Weinguts – © Kai Wunner

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Nach ausgiebiger Weinprobe und gestilltem Wissensdurst der Teilnehmer ging es dann gutgelaunt auf den Weg zur S-Bahn Haltestelle Fellbach, der Endstation der Weinwanderung. Alles in allem war es wieder ein rundum gelungenes Event, das den Wanderern viel Spaß bereitet hat. Fortsetzung soll folgen, war der Wunsch der Teilnehmer.

Bildergalerie Weinprobe im Hof des Weinguts Markus Heid – © Kai Wunner

Youtube-Video zur Weinwanderung von Gerd Neipp

Degustationslisten der beiden Weinproben

Weingut Jochen Beuer:

2020er RIESLING GUTSWEIN – trocken –Ein trockener, lebendiger Riesling von württtembergischen Sandsteinböden, spontan ver-goren. Verführt mit dem Duft von Wiesenblumen, Himbeeren und weißen Johannisbeeren, wie ein spätnachmittaglicher Ausflug aufs Land. Anmutig und klar, mit frischer, energiegeladener Säure; lebhafte Zitrone und reife Ananas gehen in den warm leuchtenden Sonnenuntergang eines langen, saftigen Nachhalls über.
Boden: Verschiedene Böden der Keuperstufenlandschaft
Vinifikation: Spontangärung im Edelstahltank
Analyse: Alkohol: 11,5 % vol, Säure: 6,2 g/l, Restzucker: 7,0 g/l
2019er STETTENER RIESLING GIPSKEUPERStille Wasser sind tief, wie dieser elegante Riesling vom tiefen, mineralreichen Keuper-boden. Er wird nicht von Aromen, sondern der Textur bestimmt. Steinig und rauchig mit eleganten Details, die rote Früchte und Weinbergspfirsiche ins Spiel bringen. Der tonangebende, salzige Faden zieht sich in ein langes, nussiges und nachdenklich machendes Finale.
Boden: Gipskeuper (überwiegend rötlichen Tonsteinen – mit Einlagerungen von Gips-, Anhydrit- und Steinsalzlagen)
Vinifikation: Selektive Lese und Spontangärung im Edelstahltank
Analyse: Alkohol: 11,5 % vol, Säure: 6,1 g/l, Restzucker: 8,6 g/l
2018er STETTENER RIESLING SCHILFSANDSTEINReife, verspielte gelbe Frucht – Aprikosen und Birnen – in der Nase bereiten den Grund für schlanke, würzige Noten, die an Dill und weiße Pfirsiche erinnern. Saftig und doch anmutig, mit gut gebändigter Säure, strahlender, salziger Mineralität und einem lang anhaltendem Aprikosenfinale.
Boden: Schilfsandstein (skelettreicher, kalkfreier Sandstein)
Vinifikation: Selektive Lese und Spontangärung im Edelstahltank
Analyse: Alkohol: 11,5 % vol, Säure: 5,5 g/l, Restzucker: 4,2 g/l
2018er STETTENER RIESLING KIESELSANDSTEIN Dieser dichte, konzentrierte Riesling ist auf steinig kargen Böden gewachsen, selbstbe-wußt und seiner sicher. In der Nase steigt er mit rauchiger Zitrone und Orangenblüten ein, was sich am Gaumen strahlig, steinig und dezent würzig fortsetzt. Mit straffer, aber ausgewogener und präziser Säure geht er schließlich auf mysteriöse und doch über-raschend positive Weise in ein weiches, beinahe verspieltes Finale über.
Boden: Kieselsandstein (Feldspat, Quarz, Glimmer, Dolomit)
Vinifikation: Spontangärung im alten Holzfass
Analyse: Alkohol: 12,5 % vol, Säure: 6,2 g/l, Restzucker: 5,8 g/l
2018er STETTENER PULVERMÄCHER RIESLING GG RITTERSBERGStrahlend im Glas, schwungvoll am Gaumen. Die Nase beginnt mit Orangeschale, duftenden weißen Blüten und der Ahnung frisch gebackenen Brotes. Wunderschöne, ausgewogene Zitrus- und weiße Pfirsichnoten sind dicht zu einem festen, mineralischen Kern verwoben. Wie bei der nahezu asketischen, kraftvollen Präzision einer geradlinigen Bach-Komposition hat hier jedes Element seine Aufgabe und seinen Sinn.
Boden: Kieselsandstein (Feldspat, Quarz, Glimmer, Dolomit)
Vinifikation: 14 Tage Maischestandzeit, Spontangärung während zehn Monaten im 500 Liter Holzfass.
Analyse: Alkohol: 12,5 % vol, Säure: 6,6 g/l, Restzucker: 3,4 g/l

Weingut Markus Heid

Steinmergel Trollinger Rosé Sekt brutEr stellt sich gerne als der umgängliche Kamerad vor, als der spielerische Begleiter für jede Tages- und Nachtzeit. Fruchtig und mild trägt er dabei ein leichtes Muskataroma mit sich, doch unter seinem Mantel verbirgt er eine gute Statur.
Alkohol: 12,4%, Restsüße: Vol. 4,5 g/l, Säure: 6,8 g/l
2020 Riesling GutsweinDer zweite Gang in den Weinberg war der entscheidende für diesen frischen Typ. Nach dem
ersten fehlte es ihm noch an Kraft, und beim dritten wäre er zu reif gewesen. Spontan, wie er
größtenteils ist, zeigt er sich ausgewogen beim Süße- und Säurespiel.
Alkohol: 12,3 %. Restsüße: Vol. 10,0 g/l, Säure: 5,5 g/l
2020 Riesling und Sauvignon Blanc Steinmergel trockenEs ist immer wieder ein Genuss, wenn sich ein perfektes Paar gefunden hat. Wenn ein Partner den anderen beflügelt und dadurch eine elegante, lang anhaltende Einheit mit viel Aromatik entsteht.
Alkohol: 12,8%, Restsüße: Vol. 2,9 g/l, Säure: 6,8 g/l
2019 Weißburgunder MelchisedecGelbfruchtige Anklänge und reife Zitrusfrucht, Amalfi-Zitrone, Hefe, Würze, Pumpernickel und feine Holznoten. Saftig und würzig am Gaumen mit einer klar gefassten, festen Struktur, reife Säure und wieder feine Würze, die den Gaumen grundiert, kann noch zulegen.
Alkohol: 13,2%, Restsüße: Vol. 0,5 g/l, Säure: 5,9 g/l
2020 Sauvignon Blanc GoldbergEtwas reduktiv in der Nase mit Noten von Hefe und Grasschnitt. Am Gaumen rund und geschmeidig mit leichter Süße und gut stützender Säure. Mittlere Dichte und gute Länge, ein guter Sortentyp.
Alkohol: 13,5%, Restsüße: Vol. 2,0 g/l, Säure: 6,95,9 g/l
2019 Lemberger Fellbacher Goldberg trockenRustikal, mit Ecken und Kanten zeigt er sich. Ein aalglatter Typ will er nicht sein, und auch nach Marmelade will er nicht schmecken. Auf der einen Seite ist er minzig-kühl und eukalyptus-frisch, auf der anderen schokoladig, beeren-fruchtig, weich und reif.
Alkohol: 12,6%, Restsüße: Vol. 2,5 g/l, Säure: 5,65,9 g/l
2019 Lemberger GG Fellbacher LämmlerEin echter Spitzenreiter. Und davon gibt es nur sehr wenig. Er ruhte sich besonders lange in neuen Fässern aus. Weich und mollig wurde er mit der Zeit, doch seine würzige und strukturierte Art behielt er genauso wie sein Potenzial.
Alkohol: 13,4%, Restsüße: Vol. 3,3 g/l, Säure: 5,7 g/l
2018 Melchisedec Syrah trockenVom Urahn Melchisedec hat er seinen Namen und diesem darf er großen Respekt zollen.
Die Rebsorte ist ebenso ein Urgewächs und fast schon heimisch auf unserem Parkett..
Begleitet mit dunklen Früchten und kräutrigen Anklängen ist dieser Wein von Kraft geprägt, um große Freude zu bereiten.
Alkohol: 13,9%, Restsüße: Vol. 2,8 g/l, Säure: 6,0 g/l

Die Route der Weinwanderung

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