Newcomer und alte Hasen

Ein Blick in die „zweite Reihe“ im Remstal und Stuttgart

von Martin Rieg, (Albert Weinstein)

Die zweite Reihe? Klar, das klingt zunächst nicht schmeichelhaft. Ein genauerer Blick auf eine Handvoll sehr interessanter Betriebe im Remstal und in Stuttgart lohnt aber mehr denn je.

Zunächst eine Begriffsklärung. Wer oder was ist eigentlich die „zweite Reihe“? Sagen wir so: Winzer und Wengerter in der „zweiten Reihe“, haben zwar durchaus lokale Bekanntheit und Wertschätzung erlangt und sind auch bei Weinführern wie Eichelmann und Co. gelistet, Sie zählen dort aber (noch) nicht zu den Spitzenbetrieben. Nichts desto trotz, schaffen es bei renommierten Wettbewerben wie dem Meininger oder dem VINUM Rotweinpreis, immer wieder Weine von diesen Betrieben überragende Platzierungen zu erzielen. Interessant ist das nicht nur Qualitativ, sondern auch im Hinblick auf das Preis-Genussverhältnis. Das ist bei einigen Weinen geradezu sensationell. Ein genauer Blick lohnt also durchaus.

Der Korber Kopf im Dezember. Auch das Weingut Escher besitzt hier Reben – © MR

Weingut Escher, Schwaikheim

Das Weingut Escher ist wahrlich kein Geheimtipp mehr. Spätestens als Christian Escher 2014/15 von der DLG als Vize-Jungwinzer des Jahres ausgezeichnet wurde war klar, dass künftig beachtliches aus Schwaikheim kommen könnte.
Wobei in Schwaikheim gar keine Reben wachsen, sondern sich die rund 65.000 Rebstöcke der Eschers in Neustadt, Hertmannsweiler, Hanweiler, Steinreinach, Korb und sogar jenseits der Rems in Stetten finden. Seit 2019 wurde das Weingut vom Weinführer Eichelmann kontinuierlich mit als „hervorragendes Weingut“ mit 4 von 5 Sternen ausgezeichnet.

Die Weine von Escher wurden auch immer wieder prämiert und ausgezeichnet. 2017 belegte der 2015er Zweigelt Goldreserve den 1. PLATZ in der Kategorie „NEUZÜCHTUNGEN“ beim renommierten deutschen Rotweinpreis der Zeitschrift „VINUM“. Und der 2019er Sauvignon Blanc Goldlage erreichte bei der falstaff SAUVIGNON BLANC TROPHY beachtliche 91 Punkte.

Ein Coup den die Eschers jetzt noch toppen konnten. In der Winter-Ausgabe des falstaff (Dez – Feb) erreichte Eschers MEISTERWERK (JG 2018) bei der Verkostung „Rote Cuvees“ 93 Punkte und erlangte damit Platz 2 unter den eingereichten Weinen. Umso beachtlicher, da das MEISTERWERK mit 16,80 EURO geradezu ein Schnäppchen darstellt und nicht nur qualitativ, sondern auch mit einem überragenden Preis-Genuss-Verhältnis überzeugt. Die Cuvee aus Acolon, Cabernet Franc, Lemberger und Merlot entwickelt im Glas herrliche Beerenaromen. Die angenehme Tanninstruktur verhilft dem Wein zu einem herrlich langen Abgang mit großem Finale das noch lange am Gaumen bleibt. Wirklich ein MEISTERWERK!

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass in derselben Verkostung der Saphir vom Weingut Albrecht Schwegler und der Nikodemus Hades vom Weingut Jürgen Ellwanger ebenfalls mit 93 Punkten bewertet wurden und Platz 3 und 4 belegten.

Eine Doppelseite mit den falstaff-Verkostungsnotizen zu den besten Weinen der Rotwein Cuvee-Trophy findet ihr auf der Webseite https://www.wein-escher.de/presse/.

Seestraße 4
71409 Schwaikheim
info@wein-escher.de
www.wein-escher.de
Tel. 07195 57256
Fax 07195 137319

Der Rotenberger Schlossberg. Dort und in den benachbarten Lagen Altenberg und Mönchberg wachsen beachtliche Qualitäten – © adobe

Weingut Schwarz, Untertürkheim

Das Weingut Schwarz ist ein Familienbetrieb im klassischen Sinn und eine echte regionale Größe mit der beliebten angegliederten Besenwirtschaft. Vater Markus sieht sich als Winzer und Besenwirt, die beiden Kinder Stefanie und Ludwig, beide vinologisch gut ausgebildet und international rumgekommen arbeiten im Betrieb mit. Stefanie war sogar schon württembergische Weinkönigin. Trotzdem könnte man auf den ersten Blick denken Schwarz ist ein traditioneller Betrieb wie viele andere in der Region. Doch beim Weingut Schwarz ist überall Aufbruch spürbar. Besonders in der Sortimentsspitze der Lagen-/Reserveweine finden sich beachtliche Qualitäten zu absolut moderaten Preisen.

Zwar findet man im Verkaufsraum noch die klassischen roten Kisten für die Literweine. Aber längst liegen dort neben den gut gestylten, natürlich schwarzen, Kartons für die gehobenen Qualitäten auch die gängigen Weinführer aus, in denen das Weingut immer ausführliche Erwähnung findet. Natürlich finden sich im Verkaufsraum auch Hinweise auf aktuelle und vergangene Erfolge.

Das Weingut kann und konnte insbesondere mit den Rotweinen punkten und mit dem Merlot vom Untertürkheimer Altenberg bereits einen Verkostungssieger in der Kategorie „Internationale Rebsorten“ beim renommierten Meininger Rotweinpreis stellen.  

Beim selben Wettbewerb konnte das Weingut Schwarz im Oktober letzten Jahres bei den Lembergern punkten und stellte mit dem 2017er Untertürkheimer Altenberg den Verkostungssieger in dieser Kategorie. Beachtliche 92 Punkte wurden dafür von Meininger vergeben. Und dieser Wein zeigt welches Potenzial in der Württemberger Paradesorte steckt. Eine kräftige Taninstruktur trifft auf intensive Beerenfrucht. Man merkt dem Wein den gekonnten Holzeinsatz an. Dieser ist auf den Punkt gebracht und verhilft dem Wein zu einer dichten Stoffigkeit, die sich in den nächsten 2 -3 Jahren sicherlich noch weiter harmonisieren wird.

Wer so lange nicht warten will, sollte den Wein auf jeden Fall einen Tag vor dem Genuss öffnen oder zum einfacheren Ortswein, dem Untertürkheimer Lemberger Trocken greifen, der für unter 10,00 EURO beachtliches bietet und im Moment etwas leichter zugänglich ist, als der Hochkaräter vom Altenberg.

Weingut Schwarz

Ötztaler Straße 44
70327 Stuttgart
info@weingut-schwarz.eu
www.weingut-schwarz.eu
Tel.: 0711 33 47 27
Fax: 0711 33 24 13

MR. Super zugänglich: der 2018er Untertürkheimer Lemberger – © MR

Noch mehr aus der „zweiten. Reihe“ gibt es hier in Kürze. Dann im Fokus die Weingüter Singer-Bader in Korb und der Senkrechtstarter-Newcomer-Garagenwein-Betrieb Sterneisen in Remshalden.

Bio:

Martin Rieg aka Albert Weinstein

Meine Name ist Albert. Also eigentlich Martin, Ich trinke leidenschaftlich gerne Wein.

Irgendwie wurde ich daher zum Weinberater für viele Freunde und Bekannte. Und irgendwie schreibe ich ganz gerne. Weine bewerte ich grundsätzlich mit meinem eigenen, völlig subjektiven, für Profis völlig unsinningen Bewertungssystem. Das wende ich übrigens schon seit Jahren auf Weinproben an und habe damit manchen Händler in den Wahnsinn getrieben. Ich finde aber das es funktioniert, Schließlich ist alles relativ:auch das Weintrinken. Viel Spaß damit.

Kennt ihr Weingüter von denen Ihr findet sie sind „im kommen“? Mich faszinieren besonders Betriebe, die interessante, individuelle Weine zu vernünftigen Preisen bieten. Schreibt mir: mr@winestr.de

Martin Rieg aka Albert Weinstein – © MR