Experten-Extrakt Vol. 2: Kai Schubert Winzer Neuseeland

Intime Fragen an Weinkenner

von Kai Wunner

Interessante Aussagen von Weinexperten gibt es oft zu lesen. Zu einem oder anderem, mehr oder weniger wichtigen Thema rund um den Wein. In unserer neuen Rubrik “Experten-Extrakt – intime Fragen an Weinkenner” wählen wir bewusst einen anderen Ansatz. Ungewöhnliche Fragen, die das eine oder andere Detail der gefragten Weinpersönlichkeit hervorlocken sollen. Heute die zweite Ausgabe mit Kai Schubert – Top-Winzer in Neuseeland mit schwäbischen Wurzeln. Viel Spaß dabei!

1. Seit wann beschäftigst Du dich mit Wein und was war der Auslöser?

Wein hat bei mir als Hobby in jungen Jahren angefangen. Es war eine Klassenfahrt ins Elsass in der 11. Klasse, ich war 16 und hatte mit ein paar Kumpels eine Flasche Wein zum Mittagessen bestellt. Ich war schon immer „Food-affin“, aber das Erlebnis mit dem Essen und Wein… das war 1 + 1 = 3. Ich erinnere mich noch genau, dass es ein „Tokay d’Alsace“ war, ein Pinot Gris. Seitdem habe ich mich mit Wein beschäftigt…, Weinproben mit Freunden organisiert, und die ersten Bordeaux en Primeur gekauft… Alles mit Geld, dass ich mir im Bürgerzentrum Waiblingen erarbeitet habe (während meine Freunde das Geld eher ins erste Mofa investiert hatten…). Bis zum Abitur hatte ich mich entschieden, meinen ersten Berufswunsch „Fotografie & Film“ aufzugeben und mein Hobby „Wein“ zum Beruf zu machen. Es folgten eine Winzerlehre beim Weingut Dr. Loosen an der Mosel und ein „Weinbau & Oenologie“-Studium in Geisenheim.

2. Was macht an Deinem Job besonders viel Freude?

Da gibt es vieles…, übers Jahr hinweg wird’s nie langweilig, weil immer etwas neues zu tun ist, auch wenn ich mich in den letzten Jahren schwerpunktmäßig, um den Verkauf und das Marketing kümmere. Highlights sind natürlich immer die Cuvee-Tastings, wenn wir die einzelnen Fässer und „batches“ verkosten. Generell bereitet es mir aber auch große Freude, dass Wein ein sehr spezielles Produkt ist, das Menschen zusammenbringt; häufig sind es die verschiedensten Charaktere und Hintergründe, aber mit der Faszination Wein sind alle plötzlich auf einem Level.

3. Wein als Speisenbegleitung oder einfach nur genießen?

Wein ist natürlich absolut ein Speisenbegleiter, was nicht heißen soll, dass man nicht mal einen Wein auch so ohne Essen genießen kann. Aber beim Wein geht’s ja nicht nur um die oben erwähnte Kombination mit Speisen, sondern auch um das Zusammensein mit Mitmenschen und den gegenseitigen Austausch.

4. Was ist Dein Lieblingswein?

Wieso einen Lieblingswein auswählen, wenn man doch alle probieren kann. 😉 Was ich am Wein liebe, ist die Vielfalt. Es gibt so viele Rebsorten, Regionen, Weinbauländer und Produzenten… und jeder Jahrgang hat wieder was neues… Also warum sich beschränken. OK, ich muss natürlich zugeben, das Pinot Noir zu meinen Lieblingsrebsorten (!!!) gehört… ergo wenn ich mal auf einer einsamen Insel strande und zufällig ein Kühlcontainer mit Wein aufläuft… und der dann voll wäre mit Pinot Noir, Riesling, Champagner und ein paar Barolo…. Dann wäre ich sehr happy. 😉

5. Was macht für Dich großen Wein aus?

Er muss Eleganz und Finesse besitzen, lange anhalten, ohne fett und saturierend zu sein. Er muss über Zeit verschieden Facetten im Glas zeigen und sich weiterentwickeln, während ich ihn trinke; nie langweilig werden und egal wie alt immer noch erfrischend sein. Dies könnte natürlich auch eine Beschreibung eines großen Pinot Noir sein. 😉

6. Was war dein schönster Weinmoment?

Auch hier muss ich eine Antwort geben, wie sie wahrscheinlich von einem Politiker stammen könnte. Da gibt es so viele… wo anfangen… erste letzte Woche hatte ich einen fantastischen Abend mit ein paar absoluten Weinzähnen in Berlin in einem chinesischen Restaurant!!! (Hot Spot Restaurant mit einer phänomenalen Weinkarte) und neben ein paar durchaus leckeren Weinen von uns, gab es auch einen hervorragend Pinot Noir aus Kalifornien, einen TOP Riesling aus Rheinhessen usw… Solche Abende sind, was Weinkultur ausmacht. Keiner der Weine hätte allein, ohne die Kollegen und das Essen gleichgut geschmeckt. Es müssen auch nicht immer berühmte Weine oder Top Labels sein… Oft ist der schönere Weinmoment auch mit einfacheren Weinen, solange die Gesellschaft stimmt.

7. Was kann Dich beim Weingenuss stören?

Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wie das früher gewesen sein muss, als man noch in Restaurants rauchen durfte. Das beeinträchtigt den Weingenuss schon schwer. Ich habe auch nichts gegen Raucher… nur fällt den wenigsten vielleicht auf, wenn sie mal „raus zum Rauchen gehen“, dass wenn sie wieder reinkommen, sie die Aura eines Aschenbechers umgibt. Das ist nicht weiter dramatisch, wenn es eine einfache Kneipe ist… Aber wenn es wirklich herausragende Küche und Weine gibt, werde ich schon etwas knurrig… Ohne was zu sagen, natürlich. 😉 Und ja, gar grausige Weingläser helfen beim Weingenussnatürlichh auch nicht… es müssen keine superteuren Gläser sein… Ich finde das Gabriel Glas als Allrounder spitze!

8. Wie lautet die Schlagzeile zu Deinem persönlichen Weinerlebnis?

Die hat damals Stuart Pigott in der Frankfurter Allgemeinen geschrieben… Als er über einen unsere ersten Jahrgänge nach einer Probe im Adlon Hotel, Berlin berichtet hatte… Quasi „David siegt über Goliath“ als unser 2004er Pinot Noir Block B in einer legendären Blindprobe mit dem Musigny Grand Cru von Domaine Comte de Vogüé in der Bewertung den ersten Platz belegt hatte.

9. Welches sind Deine 3 Lieblingsweingüter und warum?

Oh… here we go again… Warum auf 3 beschränken… Und ich will auch keine drei nennen, weil ich dann so vielen Unrecht täte…. Es gibt wirklich sehr viele, sehr gute Weingüter dieser Tage… wer da schlechte Weine trinkt ist selber schuld. 😉  

10. Was ist Dein Traumwein, den Du noch probieren möchtest?

Ohne spezielle einen Wein zu nennen (ja schon wieder 😉)… Aber im Burgund gäbe es natürlich noch einiges, was ich gerne probieren würde… Wo man heutzutage aber vorher Haus und Hof verkaufen muss, um ein paar Flaschen kaufen zu können. Und ja, sind diese Weine diese astronomischen Preise wert?? Who knows… Aber wieso können andere Kunstwerke Millionen und Millionen kosten…. Und die kann man nicht mal essen oder trinken. 😉

11. Was ist dein Lieblings-Weinreiseziel?

Überall wo es gute Weine gibt … Muss nicht mal unbedingt ein Land mit eigener Weinproduktion sein. Es gibt grandiose Restaurants in Thailand, Peru oder Japan und Brasilien… Klar produzieren all diese Länder, mal mehr mal weniger Wein… Aber haben eine sensationelle Küche, die interessante Weinkombinationen erlaubt… Nun habe ich ein paar Länder erwähnt und gleich schon wieder so vielen anderen Ländern Unrecht getan… Wie konnte ich Italien nicht erwähnen… aber auch Panama ist toll!! 😉 Die Welt könnte so ein wunderschöner Ort sein, wenn es nicht so viele Probleme gäbe.

12. Was trinkst du nach der Weinprobe?

Sicherlich KEIN (!!) Bier. Das trinke vielleicht mal nach eine Messe, wo ich den ganzen Tag erzählt habe und die Zunge schon staubig ist. Und dann trinke ich maximal zwei, dann mag ich es nicht mehr… Oder andersrum gesagt, ich kann auch gerne einen Wein oder Schaumwein nach der Weinprobe trinken 😉

Kai Schubert für WineSTR

Wie eine Postkartenidylle anzuschauen das Weingut schubert in Martinborough. Foto Schubert Wines

SCHUBERT WINES

Angaben zu den Weinbergen:

East Taratahi;

Das ist der „Marions Vineyard“

41,6 ha. Schluff-Lehm, davon derzeit rund 12,5 ha bepflanzt.

Pinot Noir, Syrah, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Gris und Chardonnay

Martinborough „Marions Vineyard“ „The Home Block“

1,8 ha, Tauherenikau Flacher Schluff-Lehm

Pinot Noir, Syrah, Merlot, Cabernet Franc, Chardonnay und Müller-Thurgau.

Addresse:

57 Cambridge Rd, Martinborough 5711, New Zealand (entrance on corner Huangarua Road to the left.)

Martinborough ist 70 km nordöstlich von Wellington. Martinborough liegt in der Wairarapa-Region dem südlichsten Teil der Nordinsel von Neuseeland.

Phone: +64 (0)6 3068505
Fax: +64 (0)6 3068506
Email: tastingroom@schubert.co.nz


Website: www.schubert.co.nz

Facebook: www.facebook.com/SchubertWines
Twitter: @SchubertWines
Instagram: @SchubertWines

Winzer Kai Schubert, Foto Schubert Wines

Zum Autor:

Kai Wunner

Kai Wunner, Unternehmer im Einzelhandel, Jahrgang 1967, verheiratet, 2 Kinder. 

Kommt aus Stuttgart und seine beiden großen Hobbies sind Wein und Golf. Seit seiner Ausbildung zum dualen Betriebswirt im Einzelhandel dem Thema Wein verbunden und dieses ist immer im Herzen geblieben, auch wenn sich das Sortiment in seinen Einzelhandelsbetrieben mittlerweile der Versorgung von Tieren aller Art widmet. Er hat bei der VINOPHILIUM Wine Academy die Fortbildung des Wine & Spirit Education Trust WSET mit dem Level II abgeschlossen, die auf dem Niveau Assistent Sommelier liegt. Seine Artikel sollen einen einfachen Zugang zum Thema Wein ermöglichen, ohne den Anspruch des großen Experten zu erheben. Er ist Mitgründer des 2013 entstandenen Online-Golfmagazins GolfSTR. Mit WineSTR wird das Konzept nun auf den Wein übertragen. So soll eine regionale Community für Weinliebhaber in der Metropolregion Stuttgart und gerne darüber hinaus entstehen.

Mit dem WineSTR CLUB ist eine Gemeinschaft entstanden, die gemeinsamen Spaß und Vorteile für die Mitglieder schafft.

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