Lebensreform

Lesestoff aus dem Weingut rebstoff

von Dr. Wolfgang Gerner

Johann Carl Weck, 1842 in Schneidhain im Taunus geboren, war Vegetarier und Anhänger einer alkoholfreien Lebensweise. Er gehörte damit zu jenen Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die eine soziale Reformbewegung begründeten, welche die Folgen von Industrialisierung, Materialismus und Verstädterung in Frage stellten. Die alternative Zukunft beinhaltete nicht nur die Freikörperkultur, Kleidung aus Wolle oder die Naturheilkunde, sondern auch eine Küchenreform, die ganz im Zeichen einer fleischlosen Ernährung stand und den Verzicht auf Alkohol forderte.

1892 erhielt der Chemiker Rudolf Rempel ein Patent über das Haltbarmachen von Lebensmittel in Gläsern ohne Gewinde,
nur mit einem Gummiring und Deckel mithilfe eines Wasserbades und Dampf. Und vor allem ohne Alkohol, ein bis dato übliches Verfahren. Aus diesem einfachen Verfahren des Einkochens sollte später dann das Einwecken werden, ein Neologismus, der 1934 gar in den Duden aufgenommen wurde. Denn, einer der ersten Kunden Rempels war der Unternehmer Johann Weck, der, im Kampf gegen den uferlosen Alkoholkonsum dieser Zeit, einen größeren Posten der Gläser einkaufte und einige Jahre später, Rempel war leider jung verstorben, das Patent übernahm. Weck musste jedoch bald feststellen, dass über wenig kaufmännisches Talent verfügte, die Einkochgläser verkauften sich nur schleppend. Und
so holt er sich mit dem Rheinländer Georg van Eyck einen versierten Verkäufer an die Seite, mit dem er zusammen am 1. Januar 1900 die Firma J. Weck u. Co. im badischen Öflingen gründete. Weck verlies die Firma bereits zwei Jahre später und starb 1912 im Alter von 71 Jahren.
Das Weckglas erlebte einen Siegeszug quer durch Europa und wurde millionenfach verkauft. Es gilt als einer der ersten Markenartikel überhaupt, das Markenzeichen Erdbeere wird seit der Gründung des Unternehmens verwendet.

10 Einkochringe. Foto Dr. Wolfgang Gerner

Dieses und rund 250 weitere Objekte in der wunderbaren Ausstellung BERAUSCHEND – 10.000 Jahre Bier und Wein noch bis Ende April im Landesmuseum im Alten Schloss. Absolut lohnenswert: Eine Führung mit Holger Starzmann, MA. Kurzweilig und humorvoll, interessant und abwechslungsreich, einfach gescheit.

WEINGUT rebstoff

Dr. Wolfgang Gerner
Viergiebelweg 26
70192 Stuttgart

Telefon: 0151.12101831
Mail: dr.w.gerner@t-online.de

Internet: www.rebstoff.info

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